Die Religion hat der Liebe einen grossen Dienst erwiesen, indem sie sie zur Sünde erklärte (Zitat von Anatole France).

Mit der Liebe ist es wie mit dem Lotto. Viele Menschen setzten Woche für Woche unterschiedlich hohe Beträge in Form des Eintrittsgeldes in eine Diskothek oder in Form eines Lottoscheines in den Sand, beides mit dem Ziel, den Lottosechser zu machen. Die Chancen für den Erfolg gleichen sich. Beim Lottosechser gibt es den Vorteil, dass sie sich neben einem angenehmen Leben auch noch die Liebe kaufen können. Bei der Liebe mehrt sich in der Regel ihr Geld nicht.

Trotz dieser trüben Aussichten möchte ich dieses Kapitel der wahren Liebe widmen. Wir tun alles um Schmetterlinge im Bauch zu spüren, einem Gefühl, das unseren gesamten Hormonhaushalt durcheinander bringt. Wir können uns bei unserer Arbeit nicht mehr konzentrieren, zählen die Stunden bis wir wieder mit unserem Traum zusammen treffen können. Wir vergessen unsere Freunde und setzen unsere gesamte Zeit auf eine Karte.

Wir können von Glück sprechen, wenn dieses Gefühl erwidert wird, d.h. unser Objekt der Begierde ebenso reagiert. Oftmals sind die Anstrengungen jedoch einseitig, d.h. werden überhaupt nicht oder nur teilweise erwidert, also mehr angewidert. Vergeuden sie nicht ihre wertvolle Zeit an einem Objekt, das keinen Erfolg in entsprechender Zeit erwarten lässt. Sie können diese wertvolle Energie für mögliche neue Opfer verwenden.

Sollten sie nun das seltene Glück haben, dass ihre Liebe erwidert wird, geniessen sie diesen Zustand so lange sie können. Da ihr Körper diesen Hormonstand nicht auf Dauer halten kann, wird er automatisch spätestens nach rund acht Monaten dafür sorgen, dass sie wieder verstärkt ihre Umwelt und Freunde wahrnehmen. So bald sich ihr Körper wieder zu stabilisieren beginnt, kommt die nächste Bedrohung. Die Zurücknahme der Gefühle wird von dem als Zurückweisung empfunden, bei dem diese nicht als erster aufgetreten sind. Plötzlich taucht die Frage auf, ob ein anderer Partner eine Rolle spielt? In der Regel nicht. Die Liebe in diesem Zustand ist im Vergleich zu dem was sie erwartet völlig harmlos.

Die sexuelle Frequenz ist noch immer beachtlich, fast wie am Anfang. Die Anziehung stärker als je zuvor. Doch entfernen sie sich voneinander. Der Körper reguliert den emotionalen Kriegszustand der Verliebtheit auf ein verträgliches Niveau. Danken sie ihrem Körper dafür, er weiss bekanntlich was ihnen gut tut. Länger könnten sie den Höhenflug nicht mehr aushalten. In der nächsten Phase passiert tatsächlich etwas. Die Gefühle reduzieren sich. Der Alltag kehrt ein. Dabei handelt es sich wohl um die unspektakulärste Phase der Beziehung. Sie haben nun drei Möglichkeiten:

Erstens, sie lassen es laufen wie bisher. Die Beziehung wird immer unbefriedigender, so lange bis sie der Überzeugung sind, dass es keinen Sinn hat diese Qualen fortzusetzen.

Zweitens, sie trennen sich und geben sich und dem Partner die Möglichkeit, sich erneut zu verlieben. Wenn sie sich das erste Mal mit fünfzehn Jahren verliebt haben und bis fünfundsechzig der Meinung sind, derartige Emotionen erleben zu wollen, können sie bei einer durchschnittlichen Beziehungsdauer von sechs Monaten auf immerhin einhundert Partner kommen. Nicht schlecht, aber von einer Spitzenleistung sind sie damit weit entfernt. Sie könnten die Intervalle verkürzen um die Gesamtanzahl zu steigern oder überhaupt auf one-night-stands umsteigen. Diese haben unzählige Vorteile. Die emotionalen Schwankungen bleiben ihnen erspart und ihr Erfahrungsschatz steigt sprunghaft an. Es kann kein Gewöhnungseffekt eintreten, d.h. sie können mit dieser Methode mühelos die zwangsweise eintretende Eintönigkeit an der Wurzel bekämpfen. Man wird sie für ihre Eroberungskünste schätzen, sie werden als wahrer Experte in Aufrissangelegenheiten zu sämtlichen Verpackungsproblemen gerufen.

Drittens, sie geben ihrer Beziehung durch das Eheversprechen einen neuen Kick. Der zu überzeugende Partner, in der Regel der Mann, muss sich an den Gedanken gewöhnen, in Zukunft sämtliche potenziellen Sexualpartner mit dem Ring am Finger fernzuhalten. Dieser Umstand muss, speziell für den Mann, gut überlegt sein.

 

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